Startdatum: 31. Januar 2017
Enddatum: 31. Dezember 2035
Uhrzeit: 00:00 - 00:00
Untertitel der Veranstaltung: Künstlernachlässe: Kontext, Bedeutung, Verpflichtung
Veranstaltungsdatum, Ort und Kategorie: 24. März - 11. August 2024
Ausstellung Archiv

Künstlernachlässe: Kontext, Bedeutung, Verpflichtung

In Kooperation mit dem Zentrum für Polnische Skulptur Orońsko (PL)

24. März – 11. August 2024

In der neuen Sonderausstellung zeigt das Gustav Seitz Museum Werke des polnischen Bildhauers Adolf Ryszka (1935 – 1995) – im künstlerischen Dialog mit ausgewählten Plastiken von Gustav Seitz. Darüber hinaus wird in der Ausstellung der Umgang mit Künstlernachlässen am Beispiel zweier Institutionen thematisiert.

Der Nachlass von Gustav Seitz wird seit 1989 von einer selbständigen deutschen Stiftung betreut, die von der Witwe des Künstlers, Luise Seitz, in Hamburg begründet wurde, seit 2017 auf dem Campus Schloss Trebnitz ihren Sitz hat und das Gustav Seitz Museum betreibt. Adolf Ryszkas Nachlass wurde 2021 von dessen Witwe, Jasna Strzalkowska-Ryszka, an das dem polnischen Ministerium für Kunst und Kultur unterstehende Zentrum für polnische Skulptur in Orońsko zur Betreuung übergeben, welches dort ein eigenes Depot eingerichtet hat. Während die Gustav Seitz Stiftung einen Einzelnachlass bewahrt, ist das polnische Zentrum von großer nationaler Bedeutung für die Bewahrung, Erforschung und Präsentation der Bildhauerkunst in Polen insgesamt.

Beide Institutionen, so unterschiedlich ihre Größe auch ist, erfüllen einen vergleichbaren Auftrag: Sie tragen zum Erhalt des kulturellen Erbes durch die Arbeit mit Nachlässen von Bildhauern bei. Sie schützen und verwalten die Werke im Bewusstsein einer Verantwortung den Künstlern wie auch kommenden Generationen gegenüber. Von den Erben des Künstlers werden sie explizit mit der zukünftigen Verwaltung des vererbten Vermögens beauftragt, ob in Form einer Rechtsträgerschaft oder durch die Schenkung an eine Institution, die über entsprechende finanzielle, räumliche und inhaltliche Mittel und Möglichkeiten verfügt. Die Ausstellung geht unter diesem Fokus den Fragen nach, welche Ansätze, Regeln und Methoden es bei der Archivierung, Bearbeitung und öffentlichen Zurverfügungstellung zu beachten gilt.

Wie erfährt ein Nachlass durch Forschung und durch eine allgemeine Verbreitung in Form von Ausstellungen, Katalogen, Konferenzen und Diskursen eine ihm angemessene Förderung? Der Umgang mit den eingebrachten Werken und Archivalien ist häufig auch mit den Dilemmata von Entscheidungen verbunden, was zum Inventar gehören und was unter Umständen verworfen werden soll. Hier müssen sich beauftragte Institutionen zudem immer fragen, ob es Aufbewahrungsorte gibt, die geeigneter sind, zum Beispiel hinterlassene Briefe, persönliche Aufzeichnungen etc. angemessen archivarisch zu betreuen. Auch die scheinbar flüchtigen Alltagsgegenstände haben einen wichtigen Erkenntniswert. Aus ihnen lassen sich das Verhältnis des Künstlers zu seinen Werken und zur Kunstwelt ablesen, seine kreative Haltung rekonstruieren und seine Botschaften entschlüsseln. Alle Arbeit in den Institutionen, die mit der Betreuung von Nachlässen beauftragt sind, ist letztlich auf das Ziel gerichtet, die Erinnerung an den Künstler selbst und seinen Beitrag zur Kunstgeschichte lebendig zu halten.

Die Ausstellung widmet sich in einem doppelten Dialog den Werken beider Künstler und dem Blick auf die beiden Institutionen, die jetzt und in Zukunft Verantwortung für die ihnen anvertrauten Nachlässe tragen. Sie will Einblick geben in die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich den beteiligten Archivaren, Vorständen, Konservatoren, Kuratoren und Pädagogen bieten.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Zentrums für Polnische Skulptur Orońsko (Centrum Rzeźby Polskiej w Orońsku) und der Gustav Seitz Stiftung.

Kuratorin: Dr. Marta Wróblewska

 

Veranstaltungen

So., 24. März 2024, 15 Uhr
Vernissage
Feldsteinscheune, Campus Schloss Trebnitz
Begrüßung: Darius Müller, Vorstand Gustav Seitz Stiftung
Grußwort: Prof. Maciej Aleksandrowicz, Direktor Zentrum für Polnische Skulptur in Orońsko
Kuratorische Einführung: Dr. Marta Wróblewska, Neapel
Musikalische Umrahmung: Cello-Variationen von Helena Gałek, M. Karłowicz-Musikgymnasium Posen (Poznań)

Um 14 Uhr stellt der Förderverein Schloß Trebnitz e.V. die in Entwicklung befindliche „Kunsthalle am Campus Schloss Trebnitz. Brandenburgisches Vor- und Nachlasszentrum für zeitgenössische Skulptur“ vor und lädt erstmalig zu einer öffentlichen Begehung der Gebäude ein.

 

Mo./Di., 15./16. Juli 2024
Deutsch-Polnische Konferenz zum Thema Künstlernachlässe
Künstlernachlässe sind ein bedeutender Teil der kulturellen Identität von Städten und Regionen. Doch welches Schicksal erwartet private Archive und Kunstsammlugen nach dem Tod ihrer Schöpferinnen und Schöpfer? Und wie können die Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern vor dem Vergessen oder sogar ihrer Vernichtung geschützt werden? Vor welchen Herausforderungen stehen Erbinnen und Erben sowie Kultureinrichtungen in Polen und Deutschland im Umgang mit künstlerischen Vor- und Nachlässen? Welche Schlussfolgerungen lassen sich aus ihren Praktiken ableiten?

Diese Fragen und die damit verbundenen Themen sowie Dilemmata werden vom Campus Schloss Trebnitz am 15. und 16. Juli 2024 im Rahmen eines Symposiums behandelt. Durch Vorträge und Diskussionen von Vertreterinnen und Vertretern öffentlicher und privater Kultureinrichtungen sowie in Beiträgen aus der polnischen und deutschen Kunstwissenschaft wird theoretisches und praktisches Wissen über die verschiedenen Möglichkeiten des Umgangs mit künstlerischen Vor- und Nachlässen auf beiden Seiten der Oder vertieft.

Die Tagung ist Teil einer Reihe von Aktivitäten, die das in Trebnitz im Aufbau befindliche brandenburgische Vor- und Nachlasszentrum für zeitgenössische Skulptur begleiten.

Referentinnen und Referenten (detailliertes Programm siehe unten)
Prof. Dr. Gora Jain, Vorsitzende „Forum für Künstlernachlässe“ (FKN) Hamburg, „Bundesverband Künstlernachlässe“ (BKN) Berlin
Dr. Magdalena Schulz-Ohm, Geschäftsführerin, Ernst Barlach Stiftung, Güstrow
Dr. Arie Hartog, Direktor, Gerhard-Marcks-Haus, Bremen
Bożenna Biskupska, Direktorin der Stiftung zeitgenössischer Kunst in Situ, Sokołowsko
Prof. Dr. Maciej Aleksandrowicz, Direktor des Zentrums polnischer Skulptur in Orońsko
Dr. Marcin Szeląg, Magdalena Abakanowicz Universität der Künste in Poznań

Das Symposium findet in deutscher und polnischer Sprache statt und wird simultan übersetzt.

Organisation: Dr. Marta Wróblewska, Berenika Partum

 

 

Mo., 15. Juli 2024
11 Uhr Begrüßung: Darius Müller, Leiter Schloss Trebnitz Bildungs- und Begegnungszentrum e.V. und Gernot Schmidt, Landrat des Landkreises Märkisch-Oderland; Grußwort: Dr. Josephine Karg, wiss. Mitarbeiterin Kulturstiftung der Länder
11.40 Uhr Präsentation der Machbarkeitsstudie „Kunsthalle am Campus Schloss Trebnitz. Brandenburgisches Vor- und Nachlasszentrum für zeitgenössische Skulptur“: Berenika Partum, Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin
12.30 Uhr Führung über den Campus Schloss Trebnitz und durch das zukünftige „Vor- und Nachlasszentrum für zeitgenössische Skulptur“: Darius Müller und Thomas Berendt, Vorstand des Fördervereins Schloss Trebnitz
13.30 Uhr Mittagspause
14.30 Uhr „Was hilft es mir, wenn ich in meinem Vaterland vergessen werde?“ Über die Arbeit des Gerhard-Marcks-Hauses: Dr. Arie Hartog, Direktor Gerhard-Marcks-Haus
15.30 Uhr Zum Nachlass Ernst Barlachs. Die Herausforderungen eines Personalmuseums: Dr. Magdalena Schulz-Ohm, Geschäftsführung Ernst Barlach Stiftung
16.30 Uhr Kaffeepause
16.45 Uhr
Der künstlerische Schaffensprozess als Fundament für die Entstehung einer Kulturinstitution: Bożenna Biskupska, Direktorin der Stiftung zeitgenössischer Kunst – in Situ
17.45 Uhr Das Museum als Situation, Gelegenheit, Angebot. Entwicklung der Idee einer Institution mit der Künstlerin: Dr. Karolina Majewska-Güde, Institut für Kunstgeschichte, Universität Warschau, und Archivleitung ARTUM Foundation ewa partum museum, Berenika Partum, Programmleitung ARTUM Foundation ewa partum museum
18.15 Uhr Pause
19 Uhr Kulinarische Köstlichkeiten aus dem Trebnitzer Lehmbackofen

Di., 16. Juli 2024
9.30 Uhr Orońsko ist ein Nachlass: Prof. Dr. Maciej Aleksandrowicz, Direktor Zentrum polnischer Skulptur in Orońsko
10.30 Uhr Erinnerungskultur durch Künstlernachlässe – Herausforderungen für Länder und Kommunen: Dr. Gora Jain, Forum für Künstlernachlässe (FKN)
11.30 Uhr Kuratorische Führung durch die Ausstellung „Adolf Ryszka bei Seitz“ im Gustav Seitz Museum: Dr. Marta Wróblewska, Kuratorin
12.30 Uhr Mittagspause
13.30 Uhr Zwischen Kunst und sozialem Leben – Das künstlerische Erbe in Museen angesichts der Herausforderungen der Gegenwart: Dr. Marcin Szeląg, Magdalena Abakanowicz Universität der Künste in Poznań
14.30 Uhr Abschlussdiskussion
16 Uhr Exkursion zum Schloss Neuhardenberg: Besichtigung mit kleinem Spaziergang
18 Uhr  Gemeinsames Abendessen auf Schloss Trebnitz

 

Abbildung ganz oben: Adolf Ryszka. Fotograf unbekannt, Archiv des Zentrums für Polnische Skulptur Orońsko. (Wer den Urheber des Fotos und die Umstände kennt, unter denen es aufgenommen wurde, wird gebeten, sich an das Zentrum für polnische Skulptur Orońsko zu wenden.)

Förderer des Symposiums und der Ausstellung