02. April – 27. August 2023
„Es ist die merkwürdigste Reise die ich je gemacht habe.“
Über die Ausstellung
Fast sechs Wochen lang reiste Gustav Seitz ab Ende September 1951 mit einer DDR-Delegation durch die Volksrepublik China. Beide Länder hatten gleich nach ihrer Gründung 1949 diplomatische Beziehungen aufgenommen, die meisten westlichen Staaten anerkannten die Volksrepublik damals nicht. Zur Delegation gehörte die Schriftstellerin Anna Seghers, die Sinologie studiert und wie Seitz im März 1950 zu den Gründungsmitgliedern der Ost-Berliner Deutschen Akademie der Künste gehört hatte.
Unterwegs in China dokumentierte Seitz mit Notizen und Skizzen seine Erlebnisse in drei Tagebüchern. Zudem entstanden fast 70 Tuschezeichnungen auf chinesischem Reisstrohfaserpapier. Seitz’ Zeichnungen sind die frühesten bildnerischen Arbeiten europäischer Künstler, die nach 1949 Eindrücke vom Dasein in der Volksrepublik China sammeln konnten.
Seitz’ chinesische Zeichnungen sollten im Ost-Berliner Aufbau-Verlag veröffentlicht werden. Doch das Buch wurde aus politischen Gründen verboten, die ausgedruckten Rohbogen wurden makuliert. Dieser präzedenzlose Vorgang war der letzte derartige Zensureingriff vor dem 17. Juni 1953. Erst in der nachfolgenden kurzen „Tauwetterzeit“ erschien Ende 1953 eine leicht veränderte Ausgabe der „Studienblätter“.
Zusammen mit Aufnahmen aus Seitz’ chinesischem Fotoalbum, von denen eine größere Auswahl erstmals gezeigt und kommentiert wurde, war in der Ausstellung ein einzigartiger Rückblick auf den epochalen Neuanfang Chinas möglich, an den heute äußerlich dort kaum noch etwas erinnert.
Medienstationen vermittelten historische Zusammenhänge der Geschichte Chinas und des Koreakriegs. Zu sehen waren auch chinesische und koreanische Bronze-Porträtplastiken sowie Gipse und Terrakotta-Abformungen, die Seitz von 1949 bis 1951 schuf. Korrespondierend wurden in der Dauerausstellung Werke von Seitz aus den 1940er und 1950er Jahren präsentiert.
Katalog
Der umfangreich bebilderte Ausstellungskatalog ist für 15,- Euro im Museum erhältlich.
Ausgewählte Begleitveranstaltungen
21. Mai, 16.30 Uhr
Vogelkundlicher Rundgang im Schlosspark
1958 startete Mao Zedong die „Kampagne zur Eliminierung der Spatzen“, was eine darauf folgende Hungersnot mitverursachte. Auch unscheinbare Vögel sind also nicht nur ökologisch wertvoll, sondern singen und rufen zudem bezaubernd. Mit Dipl.-Biol. Christopher F. Herhausen.
2. Juli, 16.30 Uhr
Wunderwelt der chinesischen Sprache und Schrift
Auf einigen der chinesischen Zeichnungen von Seitz sind die Titel auch mit chinesischen Schriftzeichen notiert, die für die Ausstellung erstmals transkribiert wurden. Prof. Andreas Guder, FU Berlin, führte in die chinesische Sprache und Schrift ein.
Vernissage
Sonntag, 2. April 2023, 15.00 Uhr
Campus Schloss Trebnitz, großer Veranstaltungssaal (Feldsteinscheune, gegenüber Museum)
Die Ausstellungseröffnung wurde musikalisch umrahmt. Der Kurator, Herr Lutz Dittrich, führte in die Ausstellung ein.
Mit freundlicher Unterstützung des Landkreises Märkisch-Oderland